Besonders anspruchsvoll ist die Übersetzung aus dem Arabischen und ins Arabische. Den meisten ist bekannt, dass es eine hocharabische Sprache und verschiedene Dialekte gibt. Aber auch in Deutschland gibt es Hochdeutsch und verschiedene Dialekte. Was ist also am Arabischen so besonders?

Kein arabischer Muttersprachler nutzt Hocharabisch als Muttersprache, denn es gibt keine Region in der arabischen Welt, in der die Hochsprache „zu Hause“ ist. Somit ist Hocharabisch für alle Muttersprachler arabischer Dialekte eine Fremdsprache, die hauptsächlich in drei Bereichen verwendet wird:

  • Religion (der Koran ist auf Hocharabisch geschrieben)
  • Fernsehen (Nachrichten, Dokumentationen usw.)
  • Schriftliches (Bücher, Zeitschriften, Gesetze, Schilder usw.)

Die Arabischen Umgangssprachen werden in der Regel NICHT geschrieben.

Ein Vergleich mit dem Deutschen: Es ist in Deutschland nicht unnatürlich, wenn zu Hause Hochdeutsch bzw. Deutsch ohne starken dialektalen Einschlag gesprochen wird. Sagt zum Beispiel ein Berliner „Ich gehe einkaufen“ und nicht „Ick jeh einkoofen“, dann ist das durchaus normal, und er würde nicht besonders auffallen. Nicht so im Arabischen: In der Heimat ist es für einen arabischen Muttersprachler unnatürlich, nicht im Dialekt zu sprechen. Auch wenn die Hochsprache von den meisten verstanden wird, so fällt die Antwort oft im Dialekt aus. Ausländer, die erfolgreich Hocharabisch erlernt haben, stehen daher bei ihren ersten Reisen in die arabische Welt vor dem Problem, zwar verstanden zu werden, jedoch selbst nichts zu verstehen.

Um gut Arabisch zu können, müssen zwei Sprachen beherrscht werden: ein Dialekt und die Hochsprache. Die Dialekte sind untereinander so unterschiedlich, dass ein Ägypter und ein Marokkaner ohne Kenntnisse des Dialekts des anderen einander nicht verstehen können.

Doch zum Glück gibt es das Fernsehen: Die beliebtesten Filme der arabischen Welt kommen aus Ägypten und Syrien. Da sie in der ganzen arabischen Welt gerne gesehen werden, ist es mitunter leichter, einen arabischen Muttersprachler dazu zu bewegen, den ägyptischen oder syrischen Dialekt mit einem zu sprechen, als Hocharabisch zu reden.

Wie gesagt: Im Arabischen unterscheiden sich Dialekt und Hochsprache so stark, dass im Ausland aufwachsende Kinder Arabisch sprechender Familien oft nicht in der Lage sind, dem Fernsehen zu folgen – auch wenn sie den in der Familie gesprochenen Dialekt sehr gut beherrschen.

Hocharabisch ist also die Lingua franca der arabischen Welt. Wer richtig in die arabische Kultur eintauchen möchte, sollte die Sprache des jeweiligen Landes lernen. Wer sich entschieden hat, als Arabisch-Übersetzer zu arbeiten, schwankt ständig zwischen Hochsprache und Dialekten hin und her – schließlich will man nicht nur richtig übersetzen, sondern auch verstanden werden.